Martin Zwick führt in Berlin einen Wein-Salon, in dessen Rahmen aus Fachleuten und Weinfans zusammengesetzte Jurys die jahrgangsbesten Riesling GGs, Gutsrieslinge, Riesling-Kabinett-Weine und Spätburgunder GGs küren. Außerdem schreibt Martin Zwick für seinen Wein- und Genussblog http://berlinkitchen33.wordpress.com. Heute berichtet er als Gastautor über den BerlinRiesling Cup 2014, bei dem einige der besten 2013 GGs blind verkostet wurden. Meine Meinung deckt sich nicht immer mit der von Martin Zwick.
Stuart Pigott
Am 28. September fand wieder der alljährliche “BerlinRieslingCup” statt. Ich präsentierte 36 Top Trockene Rieslinge des Jahrgangs 2013 einer Gruppe von Sommeliers, Journalisten, Weinhändler, Blogger und Riesling-Liebhaber.
Aber wie hat alles angefangen?! Es begann in 2007 mit einem Probenpaket vom Weingut Keller aus Rheinhessen. Natürlich wollte ich die Grossen Gewächse nicht alleine trinken, sondern hab mir dann Freunde dazu eingeladen. Über die Jahre sind es dann mehr Weine geworden und auch die Jury hat sich verändert. Sie wechselt jedes Jahr aufs Neue. Die flights werden übrigens inzwischen von einem externen Experten zusammengestellt, zuletzt Caro Maurer/MW, David Schildknecht/Ex-WA, Sascha Speicher/Meininger Verlag, Carsten Henn/VINUM etc. Die Weine werden blind in 2er flights serviert und jedem Verkoster stehen 2 ZALTO Universalgläser zur Verfügung. Die Weine werden in der Regel ein Tag vor der Verkostung geöffnet, einfach nur die Korken gezogen. Die Weine suche ich auf Basis meiner Verkostungen bei der VDP-GG-Vorpremiere Ende August in Wiesbaden und Berlin aus. Dazu kommen noch Anregungen von Freunden bzw. Journalisten und unbekannte Jungwinzer gebe ich auch immer die Chance sich zu bewähren.
Beim “BerlinRieslingCup” präsentierten sich sämtliche Großen Gewächse 2013 durch die Bank als würdige Vertreter ihrer Gattung und in der Spitze sind ein paar richtig große Weine entstanden. Es sind präzise, pure, bodengeprägte Langstreckenläufer mit prägnanter Säure. Niemand am Verkostungstisch klagte über zu viel Säure oder zu wenig Extrakt. Der Jahrgang reiht sich ein in die Reihe großer kühler Jahrgänge wie 2004&2008&2010. Alle drei Jahrgänge brillieren immer wieder bei großen Vertikalen. Zuletzt vor einem Monat bei einer GG-Vertikale der Weingüter A. Christmann, Rebholz, Wittmann und auch vor 1-2 Jahren bei Keller in Rheinhessen.
Gewinner-Region war eindeutig Rheinhessen. Interessanterweise scheint dieser Jahrgang ein Jahr des Rotliegenden zu sein. In vielen Jahrgängen zuvor waren stark kalkhaltige Böden die Top-Scorer beim Berlin Riesling Cup. Dieses Jahr gingen die Gold-, Silber- und Bronzemedaillen an Rieslinge, die auf rotem Schiefer / Rotliegendem gewachsen sind. Diese Böden heizen sich tagsüber richtig auf und geben in der Nacht die Wärme wieder ab. In heißen Jahrgängen ist das gelegentlich zu viel des Guten, doch in kühleren Jahrgängen wie 2013, wo Trauben und Winzer um ihre vollständige physiologische Reife kämpfen müssen – ein klarer strategischer Vorteil.
Klarer Gewinner war das rheinhessische Weingut Gunderloch mit dem 2013 “Rothenberg” GG. Der junge Johannes Hasselbach stürmt mit Verve nach vorne.
Hier die Ergebnisliste der besten 20 Trockenen Rieslinge aus 2013:
1 Gunderloch Rothenberg GG
2 Kühling-Gillot Rothenberg GG
3 Emrich-Schönleber Frühlingsplätzchen GG
4 Wagner-Stempel Höllberg GG
5 Kühling-Gillot Pettenthal GG
6 Keller Westhofen (Ortswein)
7 von Winning Kalkofen GG
8 Karl Haidle Pulvermächer GG
9 Keller Morstein GG
10 Wittmann Brunnenhäuschen GG
11 Dönnhoff Hermannshöhle GG
12 Keller Pettenthal GG
13 Pfaffmann-Wageck Goldberg
14 Jakob Jung Siegelsberg GG
15 Dr. Loosen Erdener Prälat GG
16 Reichsrat von Buhl Ungeheuer GG
17 Emrich-Schönleber Halenberg GG
18 Robert Weil Gräfenberg GG
19 Schlossgut Diel Burgberg GG
20 Heymann-Löwenstein Uhlen Laubach GG
Es gab natürlich auch Weine die sich an dem Abend nicht so stark präsentierten, wie zuletzt noch vor 3-4 Wochen. Aber so ist das manchmal mit großen Weinen bzw. wie der österr. Winzer Lucas Pichler es mal so treffend formuliert hat “Große Weine müssen nicht immer und zu jeder Zeit gut sein”. Zu erwähnen wäre da der “Schwarzer Herrgott” von Battenfeld-Spanier, “Morstein” von Wittmann, “Burgberg” von Schlossgut Diel, “Idig” von A. Christmann etc. In 10 Jahren könnten sie allerdings vorne mitspielen. Es gab auch Weine die an dem Abend polarisierten, wie jedesmal das “Felseneck” von Schäfer-Fröhlich. Dessen Sponti-Noten sind typisch für die Rieslinge von Tim Fröhlich, in diesem Jahrgang treten sie noch prägnanter auf wegen der niedrigen pH-Werte des Jahrgangs. Aber keine Sorge, das Kind schielt nicht, es muß so gucken. Die Rieslinge von Schäfer-Fröhlich sind extreme Langstreckenläufer und werden sich bestens entwickeln.
Die Jungwinzer haben sich ebenfalls prächtig geschlagen, Platz 8 für das Weingut Karl Haidle mit dem “Pulvermächer” GG aus Württemberg, Platz 13 für Wageck-Pfaffmann “Goldberg” aus der Pfalz und auch Katrin Wind “Kalmit” ebenfalls aus der Pfalz wird noch für viel Furore sorgen. Positiv auch das Erscheinungsbild der Region RHEINGAU. Da geht jetzt endlich die Post ab. Die Weingüter Achim von Oetinger, Jakob Jung, Balthasar-Ress und auch die Etablierten wie Weil, Schloss Johannisberg etc. geben richtig Gas.
Und noch ein paar Worte zum Jahrgangs- bzw. GG-Verriss. Vollkommener Quatsch! JA, die 2013er sind in diesem frühen Stadium nicht einfach zu verkosten, sie wirken manchmal doch recht unnahbar bzw. abweisend. Und natürlich ist nicht alles Gold was glänzt, aber in der Spitze gibt es herausragende Rieslinge in 2013.
Fotos: Markus Vahlefeld
Pingback: De lijstjes van 2014, deel 1: BerlinRieslingCup | vrienden van de riesling