WEINHIER – Von der Leichtigkeit des Säurefraßes: 2013 Riesling Kabinett von Frank Ebbinghaus

Riesling Kabinett von der Mosel mit natürliche Süße ist weltweit erfolgreich!

Der Jahrgang 2013 und Riesling Kabinett? Das könnte gut funktionieren. Jedenfalls scheint es ziemlich ausgeschlossen, dass diese Weine übermäßig reif oder gar fett daher kommen — wie es in warmen Jahrgängen leider häufig geschieht. Mit dem Prädikat Kabinett verbindet man leichte, feingliedrige, aber komplexe Weine mit geringem Alkohol und viel Trinkspaß. Zugleich sind es meist echte Terroirweine, oft aus großen, berühmten Lagen und in dieser besonderen Kombination aus Leichtigkeit, Verspieltheit (durch das Zusammenspiel feiner, natürlicher Restsüße mit  Säure und Mineralität), kühler Finesse und großer Individualität eine echte deutsche Spezialität. Der für Robert Parker schreibende Weinkritiker Stephan Reinhardt hat in der Süddeutschen Zeitung vorgeschlagen, Riesling Kabinett zum Weltkulturerbe zu erklären. Das erschient allenfalls jenen Weintrinkerinnen und -trinkern abwegig, die an einem weichen, warmen Sommerabend noch keinen erstklassigen Riesling Kabinett vorzugsweise von Mosel, Saar oder Ruwer im Glas hatten.

Riesling Kabinett ist etwas aus der Mode gekommen. Die Weine sind nicht richtig trocken, aber auch nicht so fruchtsüß wie Auslesen etc. Doch gerade die Klimaerwärmung, die in den vergangenen Jahren den Weinen von Natur aus eine hohe Reife mitgab, hat bei viele Weinfreundinnen und -freunden den Wunsch nach erfrischenden, knackigen Weinen dieser Stilistik neu erwachen lassen. Es gibt also gute Gründe, einer großen Riesling Kabinett-Vergleichsprobe beizuwohnen und die Weine dieses Typs aus dem Jahrgang 2013 kritisch unter die Lupe zu nehmen.

Wein-Aficionado Martin Zwick führte Samstagabend die Leistungsschau „BerlinKabinettCup“ durch. 32 Riesling Kabinettweine, die blind verkostet wurden, stritten um die Krone des besten dieser Art. Bis auf drei Weine kamen alle Probanden von Mosel, Saar oder Ruwer, was als Hinweis darauf verstanden werden kann, dass dieser Weintyp in den eher kühlen, steilen Schieferlagen besonders gut gedeiht. Allerdings gibt es auch im Rheingau, an der Nahe und in Rheinhessen einige echte Spezialisten, die gestern leider nicht am Start waren, vereinzelt wohl auch, wie im Fall eines sehr berühmten rheinhessischen Winzers gemunkelt wurde, weil man sich allzu geringe Siegeschancen ausrechnete.

Aber wichtiger als die Kür eines Siegers (es gewann der 2013 Karthäuserhofberg Riesling Kabinett vom Weingut Karthäuserhof/Ruwer) war der zwiespältige Eindruck, den die Probe hinterließ: Wie bei den trockenen Großen Gewächsen kämpften zahlreiche Weine mit einer scharfen Säure um Reife und Balance.

Was zur Folge hatte, dass ich etwa zur „Halbzeit“ der Probe das Gefühl hatte, ein Loch hätte sich in Zunge und Gaumen gebrannt. Schon aus Selbsterhaltungsgünden habe ich jene Weine höher bewertet, die Reife und Balance nicht vermissen ließen.

Es wurde verdeckt verkostet. Und groß war mein Erschrecken, als ich beim Aufdecken feststellen musste, dass ich die Weine zweier absoluter Großmeister restsüßer Rieslinge komplett verrissen hatte. Nach der Probe habe ich aus den Resten, die in den Flaschen verblieben waren, nachverkostet. Doch der Befund bleib gleich. Der 2013 Schwarzhofberg Kabinett von Egon Müller (Saar) roch zwar reif, fruchtig und nach diesen eleganten Schiefernoten, die Egon Müllers weltberühmte Weine aus dem Schwarzhofberg so verführerisch und groß machen. Aber am Gaumen stellte sich recht bald eine schneidende Säure ein, die in einen überaus adstringierenden Abgang führte. Dieser Wein ist der mit Abstand teuerste der Probe. Er kostet im Handel knapp unter 50,- Euro!

Der andere sehr prominente Problemkandidat (sonst ebenfalls ein unübertroffener Meister des restsüßen Riesling Kabinett und persönlicher Favorit) war das Weingut Reinhold Haart (Piesport/Mosel)  und sein 2013 Piesporter Goldtröpfchen Riesling Kabinett. Die Nase umfing der Wein noch mit einem schönen Pfirsich-Aprikosenduft. Aber die extreme Säure ließ am Gaumen lediglich mineralische und medizinale Aromen zum Zug kommen, der Abgang war unangenehm adstringierend. Sehr seltsam. Nun muss man zur Ehrenrettung dieser beiden großen Winzer festhalten, dass eine solche Probe nur eine Momentaufnahme ist und dass komplexe Kabinettweine das Recht haben, sich über ein paar Jahre zu entwickeln, um ihr Bestes zu zeigen. Als Beispiel mag der 2009 Graacher Himmelreich Riesling Kabinett des Weingut J. J. Prüm (Wehlen/Mosel) gelten, der als „Pirat“ in diese Probe hinein gemogelt wurde. Der Wein strotzte neben seiner jahrgangsbedingten hohen Reife noch mit Aromen, die von der Spontanvergärung herrühren. Sehr unfertig, aber doch in ein paar Jahren gewiss sehr lecker.

Alles braucht also seine Zeit, auch beim Riesling Kabinett. Doch bezweifle ich, dass jetzt unreif und unharmonisch schmeckende Weine es je mit den besten Weinen der Probe werden aufnehmen können.

Es folgen meine Favoriten. Weil wir zur Punktevergabe genötigt waren, habe ich in meine Favoriten-Liste alle Weine aufgenommen, die zwei Punkte, also nur minimal auseinander lagen. Hinzugezogen haben ich einen Wein, der blind bei mir lediglich im vorderen Mittelfeld gelandet ist, den ich aber auf dem Weingut probiert und privat über drei Wochen getrunken haben und von dem ich finde: Es ist mindestens einer der besten Riesling Kabinett-Weine des Jahrgangs. Die Rede ist von der Saarburger Rausch Riesling Kabinett des Weinguts Forstmeister- Geltz-Zilliken (Saarburg/Saar).

Abschließend betone ich, was bereits in den vorangegangen Zeilen anklang: Die Weine, die mir nicht gefielen, müssen keinesfalls „schlecht“ der gar „fehlerhaft“ sein. Ich finde sie lediglich im Moment und vermutlich auch in den kommenden Jahren unharmonisch und im Wortsinn ungenießbar

Mag ich:

Goldloch Kabinett, Schlossgut Diel (Burg Layen/Nahe).

Erdener Treppchen Kabinett, Jos. Christoffel jr. (Ürzig/Mosel).

Wehlener Sonnenuhr Kabinett, Markus Molitor (Wehlen/Mosel).

Piesporter Schubertslay Kabinett, Julian Haart (Piesport/Mosel).

Dhroner Hofberg Kabinett, A. J. Adam (Neumagen-Dhron/Mosel).

Eitelsbacher Karthäuserhofberg Kabinett, Karthäuserhof (Trier-Eitelsbach/Ruwer).

Maximin Grünhäuser Abtsberg Kabinett, Maximin Grünhaus Schlosskellerei C. von Schubert (Mertesdorf/Ruwer).

Saarburger Rausch Kabinett, Forstmeister-Geltz-Zilliken (Saarburg/Saar)

Wehlener Sonnenuhr Kabinett, Dr. Loosen (Bernkasten/Mosel).

Graacher Domprobst Kabinett, Willi Schaefer (Graach/Mosel).

Mag ich nicht:

Schwarzhofberger Kabinett , Egon Müller Schwarzhof (Wiltingen/Saar).

Piesporter Goldtröpfchen Kabinett, Reinhold Haart (Piesport/Mosel).

Graacher Himmelreich Kabinett, Markus Molitor (Wehlen/Mosel).

Schloss Johannisberg Rotlack, Schloss Johannisberg (Geisenheim-Johannisberg).

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10 Responses to WEINHIER – Von der Leichtigkeit des Säurefraßes: 2013 Riesling Kabinett von Frank Ebbinghaus

  1. Hallo Herr Ebbinghaus,

    vielen Dank für Ihre Verkostungsnotizen. Eine kleine Bemerkung nebenbei: es gibt auch noch Riesling Kabinett trocken und halbtrocken/feinherb, auch wenn der VDP diesen Stil (d.h. unter 18 Gramm Restzucker) nicht mehr als Kabinett haben möchtet. Obwohl Moselwein war besonders bekannt für leichte, eher trockene Weine in der Blütezeit am Ende des 19. Jahrhundert.

    Gruß
    Lars

  2. Ralf Bauer says:

    Guten Tag Herr Ebbinghaus,

    vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Bericht über den BKC.
    Eine Sache ist mir allerdings aufgefallen, die ich schon oft in anderen Posts bemerkt habe.
    Selbst weinkundige Autoren bezeichnen den berühmten Scharzhofberger von Egon Müller als Schwarzhofberger. Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob dies auf Schludrigkeit oder mangelnde Sachkenntnis zurückzuführen ist. Da Sie zweimal innerhalb weniger Zeilen Schwarzhofberger schreiben, kann es sich eigentlich nicht um einen Tippfehlker 🙂 handeln. Etwas mehr Präzision bitte!

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Bauer

    • Stuart says:

      Hallo Herr Bauer,

      vielen Dank für Ihren Hinweis. Aber ich fürchte, Sie liegen falsch. Das Weingut heißt: Egon Müller – Schwarzhof, die Weine hingegen: Schwarzhofberger. So steht es auch auf den Etiketten.
      Herzliche Grüße,
      Frank Ebbinghaus

      • Ralf Bauer says:

        Hallo Herr Ebbinghaus,

        dann reden wir scheinbar von zwei verschiedenen Weingütern, denn ich meine dieses hier http://www.scharzhof.de/de/

        Ich hoffe doch sehr, dass der Eigentümer weiß wie sein eigener Betrieb heißt.

        Mit besten Grüßen

        Ralf Bauer

        • Stuart says:

          Hallo Herr Bauer,

          ich weiß nicht so recht, wo das Problem ist: Das Weingut heißt: Egon Müller – Schwarzhof, die Weine hingegen: Schwarzhofberger. Bitte lesen Sie genau.
          Herzliche Grüße,
          Frank Ebbinghaus

          • Ralf Bauer says:

            Zuerst sollte Sie lesen! Und das Problem ist, dass Sie ignorant sind und keine Ahnung haben! So und jetzt mal Butter bei die Fische! Posten Sie doch mal einen Link, wo klar nachvollziehbar steht, was Sie hier behaupten! Was sagt denn Ihr Boss dazu?

            Mit verwunderten Grüßen

            Mit verwunderten Grüßen

  3. Ralf Bauer says:

    Auf einmal so still hier Herr Ebbinghaus. Ich hatte insgeheim schon auf ein Feedback von Ihnen gehofft.

    Mit wohlfeilen Grüßen

    Ralf Bauer

  4. Ralf Bauer says:

    Guten Morgen Herr Ebbinghaus,

    Das ist doch immer wieder erstaunlich wie sich Nichtwissen/Arroganz mit Feigheit paart oder wie soll ich es verstehen, dass Sie mein Post immer noch nicht beantwortet haben. Oder sollte ich lieber sagen die Unfähigkeit eigenen Fehler einzugestehen?

    MfG

  5. Pingback: BerlinKabinettCup 2014 – Lars Carlberg: Mosel Wine

  6. Dan Murhpy's says:

    It is really a nice and helpful piece of info.
    I am happy that you simply shared this useful information with us.
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