Martin Tesch in Markthalle 9, Berlin-Kreuzberg
After some frustrating technical problems that require anti-logical thinking to at least partly solve them (I found no way to correct the problem with the strange placing of the full stop win the last line of each paragraph) here is Frank Ebbinghaus’ detailed report on the 2013 dry Rieslings from Martin Tesch, the winemaker who was previously a member of the German VDP assoiciation. By the way, I tasted these wines with Frank and our opinions were ritually identical. These are very exciting wines for this difficult vintages! My apologies to non-German speakers. Don’t worry, the English language front page returns on Wednesday.
In diesem süßes-oder Saueres-Jahrgang 2013 hat einer wie Martin Tesch von Weingut Tesch in Langenlonsheim/Nahe gerade noch gefehlt. Seine Weine sind in der Regel knochentrocken und selbst in warmen, reifen Jahrgängen stets von einer sehr eindrucksvollen Säure geprägt. Was also ist von ihm in einem Jahr zu erwarten, wo allerorts die Säurewerte in die Höhe schossen? Man könnte meinen, dass eine Verkostung seiner aktuellen Produktion einer Jack-Ass-Mutprobe gleichkäme. Doch weit gefehlt. Die gegenteilige Vermutung ist zutreffend: Wenn einer erfahren darin ist, in heißen Jahren schlanke, mineralische Weine zu erzeugen, dann findet er in kühlen, weniger reifen ebenfalls die richtige Balance. Genauso ist es bei Martin Teschs aktuellerKollektion.
Bei dieser Gelegenheit ein kleiner Exkurs zum Thema „kompromisslos“: Mit diesem Attribut werden häufig die wahren Charakterköpfe unter Winzern wie Weinen gelobt. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie nie einen Millimeter vom selbstgewählten Weg abweichen, mit größter Konsequenz den einmal beschrittenen Pfad weitergehen und Widerstände als Beleg für die Richtigkeit ihres Tuns werten. Kurzum: Es sind wahre Dickschädel, echte Fundamentalisten. Sie interessieren sich im Grunde nicht für die Weintrinker, ihnen ist egal, ob ihre Weine schmecken. Hauptsache, sie können ihr Ding durchziehen. Solche Winzer sind in diesem Jahr besonders leicht zu erkennen, weil ihre 2013er Weine vermutlich nicht besonders harmonisch sind. Das Wort „kompromisslos“ sollte deshalb in diesem Zusammenhang ein für alle mal ans Wein-Phrasen-Schwein verfüttert werden.
Martin Tesch ist das beste Beispiel dafür, dass ein Winzer Kompromisse eingehen muss, um in einem schwierigen Jahr ausgezeichnete Weine zu erzeugen. Teschs Weinstil ist – ich deutete es bereits an – schlank, säurebetont und mineralisch, die trockenen Weine haben auch in sehr reifen Jahrgängen nicht mehr als rund 12,5% Alkohol. So entstehen Weine, die sehr komplex und individuell schmecken (die einzelnen Lagen unterscheiden sich stark voneinander), die aber auch stets großes Trinkvergnügen bereiten, wobei Ihnen etwas Flaschenreife sehr gut tut. Und dann sind da die günstigen Preise, die signalisieren: Dieser Winzer möchte, dass seine Weine von einem möglichst großen Publikum getrunken werden.
Eine solche Haltung, die maximales Qualitätsstreben mit größtmöglicher Popularität verbindet, ist natürlich nur um den Preis von Kompromissen zu haben. Für den Jahrgang 2013 bedeutet das beispielsweise: Teschs sonst analytisch meist knochentrockenen Rieslinge (in der Regel unter zwei Gramm Restzucker) haben 2013 ein wenig mehr Süße (so um die fünf Gramm). Und bei der Säure, die in diesem Jahr auch für Martin Tesch etwas zu hoch war, hat er ein wenig nachgeholfen. Bei letzterem kann er auf den Erfahrungsschatz eines Winzers zurückgreifen, bei dem das Thema „Säure“ eigentlich jedes Jahr auf der Tagesordnung steht.
So gelang es Tesch auch 2013, Weine in seinem unverwechselbaren Stil zu erzeugen, die sich in ihrer ausgezeichneten Balance stark von Produkten mancher Konkurrenten abheben, jedoch alle Attribute des Jahrgangs aufweisen. Ja, man könnte sogar meinen, dieser schwierige Jahrgang sei wie gemacht für Tesch. Und in der Tat haben mir vor einiger Zeit bei einer Vertikalprobe die trockenen Tesch-Weine aus säurebetonten Jahrgängen am besten gefallen.
So ist es dann doch kein Wunder, dass Martin Tesch in dem schwierigen Jahr 2013 eine ganz hervorragende Kollektion auf die Flasche gebracht hat. Man möchte Martin Tesch spontan den Titel Master of Acidity verleihen. Denn alle seine Weine werden durch eine reife Säure zum Erstrahlen gebracht, sie ist die Chef-Dramaturgin eines aromatischen Dramas, das oft noch hinter der Bühne stattfindet, aber mit Geduld in einigen Jahren im Rampenlicht steht. Hier gelingt das Kunststück, dass man sich spontan in die Mineralien-geäderte Säure verliebt, die so gar nichts hartes und scharfes hat – im Jahrgang 2013 sicher eher die Ausnahme.
Das beginnt schon mit dem Einstiegswein, dem 2013 Riesling unplugged, der als einziger der Kollektion unter zwei Gramm Restzucker aufweist und mit 11,3% Alkohol sehr bekömmlich ausfällt. Das Aromenspektrum beginnt mit leicht oxidiertem Apfel, steigert sich dann frischemäßig ins Muskat-Traubige und lässt in weiter Ferne eine Fruchtaromen-Karawane verheißungsvoll vorüber ziehen. Und doch ist dieser Wein mit seiner geschliffen kühlen Mineralik schon jetzt ein Hochgenuss – er zählt für mich zu den leckersten Gutsweinen des Jahrgangs.
Es folgen fünf Lagenrieslinge, die sehr unterschiedlich schmecken. An ähnlichsten sind sie vielleicht noch der 2013 Löhrer Berg und der 2013 Krone. Denn bei beiden Weine geht nach einer recht verhaltene Nase am Gaumen dank der Säure so richtig die Post ab, die Fruchtsüße winkt im Löhrer Berg eher aus größerer Distanz, der Wein wirkt kühler und steiniger. Während die Krone ihre herrliche Reife kaum kaschieren mag, aber nichts wirkt süß oder opulent, es ist die Säure, die reife Fruchtaromen transportiert.
Ganz anders der 2013 Königsschild, der von allen bisher genannten Weinen am meisten Frucht besitzt, die aber von der Säure mächtig angeschoben wird. So entsteht Brillanz, der sich Charme und Verspieltheit hinzugesellen.
Der reifste im Bunde ist der 2013 Karthäuser, dazu muss man gar nicht wissen, dass dieser Wein als einziger 13% Alkohol erreicht. Hier dominiert weniger die Säure, den Auftakt macht vielmehr eine feine mineralische Würze. Der Wein wirkt deshalb weniger straff, etwas süßer und deutlich fruchtiger als seine Brüder (oder Schwestern?), aber ebenfalls sehr animierend.
An der Spitze aber steht der 2013 St. Remigiusberg, dessen Aromenfülle schon der Geruch enthüllt. Auch dieser Wein wirkt reif, ohne allerdings den Karthäuser in dieser Hinsicht zu erreichen. Aber hier ist es wieder die Säure, an deren Sehne die aromatischen Schätze aufgespannt sind. Das alles wirkt überhaupt nicht üppig, sondern hoch elegant und rassig. Ein Wein, der in ein paar Jahren seine aufregende Geschichte erzählen wird
Martin Teschs sehr überzeugende Kollektion zeigt zweierlei: In einem säurebetonten Jahrgang wie 2013 sind die Säure-Experten unter den Winzern im Vorteil. Und: Es ist falsch, Kompromisse auszuschlagen. Entscheidend ist vielmehr, dass man die richtigen eingeht.