Welcome Frank Ebbinghaus, the new German Editor of this Blog!
Dear English language readers, the launch of the German language department of my blob, WEINHIER continues in this form until Tuesday, September 9th after which this page will revert to its normal English state. Below is the first article by the new German Editor of www.stuartpigott.de Frank Ebbinghaus. Although his direction of the Estate Rieslings of Germany’s leading producers is in DEUTSCH, that is German, the hit lists – “mag ich” means I like it in German, “mag icy nicht” means I don’t like it – at the bottom – are easy enough for anyone to understand. These wines are supposed to be the visiting cards of these producers, but some of the 2013s are rather thin and sour.
Schwierig war der Jahrgang 2013, sagen viele Winzer. Fragt sich nur, für wen? Natürlich für die Winzer selbst. Sie mussten den Wein der Natur geradezu abringen, Qualität konnte nur um den Preis großer Mengeneinbußen erzeugt werden. Und dann die hohen Säurewerte … Da war voller Einsatz auch im Keller gefordert.
Schwierig wird dieser Jahrgang auch für viele Konsumenten. Sie müssen Säure mögen, auch dort, wo man sie gar nicht so erwartet, in eher säurearmen Weinen wie dem Silvaner. Und im Riesling sowieso und mehr denn je. Allerdings macht es einem der Jahrgang auch wieder ganz leicht. Gelungen ist all das, was die Säure bändigt, wo die Balance stimmt und die Aromen reifer Trauben klar im Vordergrund stehen. Es mag Jünger der Säure-Peitsche geben, für die der Spaß erst bei knochentrocken und gefühlten zwölf Promille Säure anfängt – sie kommen wahrlich nicht zu kurz bei diesem Jahrgang. Und dann gibt es die Gralshüter der Authentizität, die alle technischen Eingriffe verachten, welche das jahrgangstypische Terroir verfälschen könnten. Man erkennt sie daran, dass sie vor dem ersten Probeschluck besorgt fragen, ob der Wein entsäuert wurde. Aber selbst für sie hält der Jahrgang manche Herausforderung bereit.
Optimisten hoffen darauf, dass manche Große Gewächse (GG) die dominante Säure durch eine lange Lagerzeit besser integrieren und die Weine harmonischer werden (ob von der Säure dominierte GGs je wahrhaft große Weine werden können, wage ich stark zu bezweifeln).
Realisten greifen zum trockenen Gutsriesling, Einstiegswein und Aushängeschild vieler Weingüter. Diesen Weinen, die ihren Gattungsnamen durch das häufig auf dem Etikett abgebildete Weingutsgebäude erhalten haben, während eine Lagen-Angabe fehlt, haben in den letzten Jahren vom Winzer-Ehrgeiz stark profitiert. Man bekommt immer häufiger sehr gute Qualität zum günstigen Preis. Hier sind Weine entstanden, die Charakter und Komplexität mit großer Zugänglichkeit verbinden. Ein wirklich guter trockener Gutsriesling zeigt, was er hat, er muss wenigstens zwei Jahre nach der Abfüllung gut schmecken und zum Trinken animieren. Auch diese Weine können langlebig sein, in dem ausgezeichneten Jahrgang 2012 erzeugten Spitzenbetriebe trockene Gutsrieslinge, die auch in zehn Jahren noch gut schmecken werden und manchem GG das Wasser reichen können.
Und 2013? Das Niveau ist nicht ganz so hoch, aber viele Winzer haben sehr leckere Weine erzeugt, die mit reifer Frucht und frischer Säure besonders in der warmen Jahreszeit gut schmecken.
Aber es gibt sie auch hier, die Säurepeitsche. Weine, die zum Zeitpunkt des Probierens völlig unharmonisch schmeckten. Das heftigste Beispiel war für mich der trockene Gutsriesling des Weinguts Dreissigacker (Bechtheim, Rheinhessen). Der Wein roch nach Hefe und Sauerkraut und schmeckte nur nach Säure. Das ist sehr irritierend, denn gerade von diesem Weingut mag ich den trockenen Gutsriesling in anderen Jahren immer besonders gerne. Er ist schlanker und animierender als manche, der oft recht üppigen trockenen Spitzenweine von Dreissigacker. Ich probierte diesen Wein wie viele andere trockene 2013er Gutsrieslinge am 13. Juni im Rahmen des von Martin Zwick in Berlin ausgerichteten „BerlinGutsrieslingCup“. Es fehlte bei dieser Probe wahrlich nicht an weiteren, entsetzlichen Weine bekannter Erzeuger.
Umso eindrucksvoller sind die vielen positiven Gegenbeispiele. Der 2013 Riesling trocken des jungen Johannes Sinß (Weingut Sinß, Windesheim/Nahe) verbindet eine kräuterige Rasse mit gerade soviel fruchtigem Schmelz, dass der Wein kühl, komplex und süffig schmeckt. Ebenfalls sehr eindrucksvoll ist der 2013 Zilliken Riesling trocken des Weinguts Forstmeister Geltz-Zilliken (Saarburg, Saar), der reif, rassig und stofflig wirkt, mit seinem Blütenduft, dem Pfirsich- und Ananas-Aroma viel Charme, zugleich aber auch einen rassig-mineralischen Zug entwickelt – ein Musterbeispiel für die Sinnlichkeit und Komplexität, die bei einem Wein dieser Qualitätsstufe auch in einem schwierigen Jahrgang möglich ist. Verrücktes Zeug kommt vom Weingut Bietighöfer, Billigheim-Mühlhofen/Pfalz. Der Wein roch im Juni noch nach der Spontanvergärung. Ich mag das normalerweise nicht. Aber hier ist das anders, zumal der Wein neben viel Frische ein wildes Aromenpotpourri aus Rauch, gelbem Steinobst und Grapefruit bot.
Keiner der wirklich überzeugenden Weine wirkte irgendwie „gepimpt“ oder manipuliert, sie alle leben von einer lebendigen Säurefrische, aber mehr noch von ihrer reifen Frucht. Sie zeigen das wahre Gesicht dieses schwierigen Jahrgangs.
Jene, die ich nicht mag, sind keinesfalls schlechte oder fehlerhafte Weine. Sie bereiteten jedoch zum Zeitpunkt der Verkostung keinerlei Genuss.
Mag ich: Mag ich nicht:
Sinß Dreissigacker
Forstmeister Geltz-Zilliken Christmann
Emrich Schönleber Siener
Bietighöfer Engel
von Winning Wittmann