Weintelegramm 32

Manchmal erkenne ich nicht sofort, wie wichtig ein bestimmtes Thema ist +++ Beim WEIN SPRICHT DEUTSCH WEIN-LABORATORIUM II am 22. September kam es in Hammers Weinkostbar in Berlin zu einer spannenden Diskussion, deren Bedeutung mir erst jetzt langsam klar wird. +++Vordergründig ging es darum, ob hochwertige deutsche Weine noch fruchtbetont und verspielt schmecken können. +++ Die trockenen 2007er „Großen Gewächse“ der VDP-Weingüter sind gerade auf den Markt gekommen, und die große Mehrheit davon wirkt sehr kräftig und würzig-mineralisch. +++ Bei Weinen wie dem CENTGRAFENBERG RIESLING von Fürst in Bürgstadt/Franken, dem KASTANIENBUSCH RIESLING von Dr. Wehrheim in Birkweiler/Pfalz oder dem MORSTEIN RIESLING von Wittmann in Westhofen/Rheinhessen schmeckt das ganz toll, aber manchmal wirkt es recht gewollt, gelegentlich sogar aufgesetzt und manchmal einfach banal. +++ Trotzdem wird unter den Winzern weiter ein Wettkampf um Journalisten-Punkte geführt, nach dem Motto „meine Mineralien sind kräftiger und besser als deine Mineralien“.+++ Offensichtlich kann es bei einem „Großen Gewächs“ nie genug Kraft und Mineralien geben, und es scheint, als dürften sie grundsätzlich nie lustig oder fröhlich wirken. +++ Aber woher kommt dieses „muss“ und „darf nicht“? Warum wird Heiterkeit plötzlich als „Unernst“ abgestempelt? +++ Dank an Holger Schwarz von der Weinhandlung Viniculture (siehe www.viniculture.de) für die 2007ER RIESLING SPÄTLESE feinherb von Matthias Müller in Spay/Mittelrhein am Ende des zweiten Wein-Laboratorium, einem saftigen, lebhaften Wein mit feinen Fruchtaromen, und auch für die Beschreibung des Weins als „keine gemonsterte Spätlese“. +++ Davon brauchen wir mehr, wenn der deutsche Wein keine todernste Sache werden soll!

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