Weintelegramm 37

Seit vier Wochen bin ich nun Gasthörer an der Fachhochschule in Geisenheim und fühle mich halbwegs wie ein richtiger Weinbaustudent. +++ Ich habe schon sehr viel gelernt. +++ Prof. Dr. Monika Christmann hat mir bewiesen, dass so lange es kein Fäulnisproblem gibt, die maschinelle Traubenlese genauso schonend wie die manuelle sein kann.+++ Die von mir (und vielen anderen) vermuteten qualitativen Einbussen beim Einsatz von Lesemaschinen können in Wirklichkeit allenfalls von einem nicht optimalen Traubentransport nach dem Abpflücken herrühren.+++ Damit habe ich mich von einem großen Vorurteil verabschiedet und sehe nun diese technische Innovation als Fortschritt; vor allem dann, wenn plötzlich im Herbst viel Regen droht. +++ Der einzige Nachteil der Maschinen ist, dass sie die Trauben (noch) nicht selektionieren können.+++ Von Prof. Dr. Hans Schultz habe ich gelernt, dass sich nur die „unreife“ Äpfelsäure in den Trauben während der Reifezeit abbaut, der Gehalt der „reifen“ Weinsäure aber in jeder Beere gleich bleibt und die Konzentration sich nur durch Verdünnung oder Verdünstung ändert. +++ Noch wichtiger war die Erkenntnis, dass ab der Veraison (bei den weißen Sorten werden die Trauben weich und durchsichtig, bei den roten Sorten beginnt die Verfärbung) alle Inhaltsstoffe zusammen mit dem Zucker in die Beeren gelangen, bzw. ab diesem Zeitpunkt gelangt umso mehr Zucker in die Beeren desto mehr Inhaltstoffe insgesamt einfließen. +++ Neue Perspektiven eröffnen sich mir, und ich mache mir um die Müller-Thurgau-Reben in Taubertal Gedanken, die ich vom Winzerhof Stahl in Auernhofen für 2009 gepachtet habe. +++ Wer diese Parzelle anschauen will, muss bei „Google Earth“ folgende Koordinaten eingeben: 49° 26’ 54’’ N, 10° 07’ 23’’. +++ Es handelt sich um zehn Reihen im obersten Gewann der Lage Tauberzeller Hasennestle, zwischen 337 und 358 Meter NN. +++ Ab Februar 2009 wird in diesem Weinberg viel Pigott-Schweiß fließen!

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