Weintelegramm 39

Natürlich bin ich in Geisenheim ein tüchtiger Weinbaustudent, nur manchmal schwänze ich eine Vorlesung wegen einer Weinverkostung. +++ So war ich gerade in Südtirol auf den „Rieslingtagen Naturns“, wo man die Gelegenheit hat, in entspannter Atmosphäre großartige Rieslinge sowie erstklassigen Vinschgauer Speck zu verkosten. +++ 35 Rieslinge aus Italiens konnte man probieren, davon 19 aus Südtirol, aber auch Weine aus Trentino, Lombardei, Piemonte, Friuli und Veneto. +++ Dazu kam eine größere Auswahl an Spitzenweine aus Deutschland, Österreich und dem Elsass sowie einige Rieslinge aus Übersee, aber auch Weine aus überraschenden Ecken der Weinwelt wie z.B. aus den Niederlanden. +++ So interessant wie die 2007er deutsche Gewächse waren – der GEYERSBERG von DREISSIGACKER in Bechtheim/ Rheinhessen bot Weinen aus den berühmtesten Weingütern Paroli – waren die Italiener noch viel spannender. +++ Bei den Südtirolern gab es zwar einige etwas dünne und säuerlich-grünliche Weine, aber keine misslungene – ein Quantensprung gegenüber der Situation von vor zwei Jahren! +++ In punkto Saftigkeit und Pfirsichduft war der 2007ER von FLAKENSTEIN in Naturns geradezu genial, dagegen wirkten die Kräuter-Aromen des 2007ER KAITON von PETER PLIGER in Brixen/Eisacktal explosionsartig, die mineralische Säure immens nachhaltig. +++ Wer hätte es gedacht, aber der kräftige und rassige 2007ER PÉTROCINE von VAJRA in Barolo/Piemont war qualitätsmäßig auch ganz vorn mit dabei. +++ Aus Übersee standen der schlanke, vielschichtige 2007ER ISOLATION RIDGE von FRANKLAND ESTASTE in Westaustralien (www.franklandestate.com.au) und der nach weißem Pfirsich duftende, filigrane trockene 2007ER von FELTON ROAD in Otago/Neuseeland (www.feltonroad.com) sehr gut dar. +++ Aber Riesling aus den Niederlanden? +++ Der 2007ER LOEWBERG von APOSTELHOEVE bei Maastricht (www.apostelhoeve.nl) war leicht, besaß dazu feine Apfel- und Johannisbeer-Aromen und erstaunlich geschliffene Säure. +++ Einzig schmerzvoller Punkt bei den Rieslingtagen: Immer noch tun mir die Waden vom langen Spaziergang auf 1200 bis 1400 Meter – wo kein Riesling mehr wächst – weh!

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