Auf dem Fensterbrett vor mir liegt in meiner Rüdesheimer Studentenbude eine „Felco classic“-Rebschere. +++ Sie wurde mir vom Spitzenwinzer Paul Fürst aus Bürgstadt in Franken geschenkt, als ich ihm von meinem Plan, zwei Semester lang Weinbau an der Fachhochschule in Geisenheim zu studieren und dann selber ein Wein zu erzeugen, erzählte. +++ Die Müller-Thurgau-Trauben in meiner Parzelle in die Lage Taubenzeller Hasennest im Taubertal werde ich erst Oktober 2009 ernten, aber davor gibt’s eine Menge Arbeit zu bewältigen. +++ Die Rebschere erinnert mich daran, schaut mich täglich an und scheint zu sagen „Mich wirst du bald in die Hand nehmen müssen, Junge!“ +++ Vor einer Woche habe ich in der Vorlesung von Prof. Hans R. Schultz den Zeitpunkt dafür gewählt. +++ Wegen seiner niedrigen Winterfrosthärte soll Müller-Thurgau spät geschnitten werden. +++ Das bedeutet konkret: die Woche nach dem Valentinstag-Wochenende im nächsten Jahr. +++ Ich werde schon zwei Wochen früher ins Taubertal reisen, um etwas Übung im Umgang mit meiner Rebschere zu bekommen und um mit meinem Verpächter Christian Stahl von Winzerhof Stahl in Auernhofen/Franken über die Bewirtschaftung des Weinbergs zu reden. +++ Gerne würde ich biologischen Anbau praktizieren, aber Dr. Beate Berkelmann-Löhnertz hat mich neulich in ihrer Vorlesung zum Thema „Pflanzenschutz und Prognoseverfahren“ zum Nachdenken gebracht.+++ Kupfer – das Biomittel gegen den Peronospera-Pilz – ist auch ein Bakterozid und hat damit eine negative Wirkung auf Bakterien im Boden, bzw. das Bodenleben; das Heiligtum der Ökowinzer! +++ Klar, der Ökowinzer spritzt Kupferpräparate auf die Reben nicht auf den Boden, aber natürlich tropft immer etwas ab und Regen wäscht das Präparat vom Laub ab … +++ Jetzt bin ich am grübeln, schaue die Rebschere an und höre meine alte Braun-Alarmuhr ticken.