Gestern war der härteste Arbeitstag meines Lebens; Blut, Schweiß und Disteln! +++ Meine Entscheidung, bei der Bewirtschaftung meines 68% steilen Weinbergs in der Lage Taubenzeller Hasennestle/Franken auf Herbizide zu verzichten, führte zu diesem achtstündigen Marathon mit der Hacke. +++ Mit dem Sitzflug war es zwar möglich, das Unkraut zwischen den Rebzeilen zu bändigen, aber nicht unter den Rebzeilen. +++ Dort musste der Kampf manuell ausgetragen werden, weil der Boden zu steinig ist, um zurück auf eine mechanische Lösung greifen zu können. +++ Schon bei den ersten zehn Zeilen platzte meine Blase an der rechten Hand, und mich befielen große Zweifel, ob ich diese körperliche Strapaze überhaupt durchhalten würde. +++ Am schlimmsten waren die tief wurzelnden Disteln, die seit meinem letzten Arbeitstag im Weinberg vor zwei Wochen gewuchert waren. +++ Ein Grund dafür sind die heftigen Regenfälle, vor allem während des Sturms in der Nacht vom 11. auf den 12. Mai. +++ Es kam sogar zu einem kleineren Hagelschaden, aber Gott sei Dank mit wenig abgebrochenen Trieben; Weinbau ist immer ein riskantes Geschäft! +++ Schlamm auf der Straße zeugte von Erosionsschäden, aber glücklicherweise kam es in keinem der Weinberg meiner Pächter Christian und Simone Stahl von Winzerhof Stahl dazu. +++ Der gestrige Kampf mit der Hacke stand im krassen Gegensatz zum letzten Abend meiner Ungarn-Reise mit den Studenten der Geisenheimer Fachhochschule für Weinbau am vergangenen Freitag im Weingut von Zoli Heiman in Szekzárd. +++ Bei Vollmond standen wir auf der Terrasse und tranken Kadarka. +++ Um uns lagen die Weinberg, in denen der lebhafte, fruchtbetonte Rotwein aus dieser einheimischen ungarischen Rebsorte gewachsen ist, und wir blickten über ein idyllisches rebbedecktes Tal. +++ Mein Weinbaustudium und Weinbauexperiment ist eine abwechselnd wunderbare und harte Schule! +++ Jetzt verstehe ich aber immer besser, warum manche Steillagenwinzer auf Herbiziden zurückgreifen; blood, sweet and thistles!