Gerade bin ich von „meinem“ Weinberg in Tauberzell/Franken wieder in meiner Studentenbude in Rüdesheim/Rheingau gelandet. +++ Die lange Bahnfahrt bot mir viel Zeit, um die Eindrücke der letzten Tage zu verarbeiten. +++ Recht nervös war ich, als sich am Mittwochnachmittag mehr als ein Dutzend fränkische Jungwinzer mit mir an „meinem“ Weinberg trafen. +++ Zumindest waren sie von der Steilheit der Parzelle sichtlich beeindruckt und glaubten mir sofort, dass ich da eine Menge Handarbeit reinstecke. +++ Nach der Weinbergsbesichtigung fand eine gemeinsame Verkostung ihrer Weine statt, von der ich den Eindruck bekam, dass sich Franken inzwischen zum dynamischsten Weinbaugebiet der Republik gemausert hat. +++ Matthias Stumpf (Bickel-Stumpf) aus Frickenhausen zeigte einen erstaunlichen 2008ER SILVANER BUNTSANDSTEIN, der nur 11,5 Volumenprozent Alkohol aufweist mit einer für diese Sorte seltenen Rasse und Kräuternoten. +++ Der 2007ER KÜCHENMEISTER SILVANER GROSSES GEWÄCHS von Paul Weltner aus Rödelsee ist mit knapp unter 13 Volumenprozent Alkohol überraschend schlank für dieser Kategorie und mit einer nicht weniger überraschenden Frucht für einen Wein aus dem schweren Gipskeuper des Steigerwalds ausgestattet. +++ Auch aus dem Steigerwald kommt der 2007ER SPÄTBURGUNDER WEISSGEKELTERT von Harald Brügel in Greuth, ein hellfarbiger Rosé mit Saft und Kraft aber trotzdem gefährlich trinkbar. +++ Nach einem harter Tag Arbeit im Weinberg am Freitag sieht alles so aus, wie ich es haben möchte: die Triebe stehen wie Soldaten Spalier, und die Disteln sind vorläufig besiegt. +++ Als ich Samstag mit Horst Sauer vom gleichnamigen Weingut in Escherndorf in seinen Weinberg fuhr, fiel mir die Klappe runter. +++ Die Reben dort sind 10-12 Tage vor Tauberzell und nur eine Woche vor der Blüte! +++ Sauers Tochter Sandra hat 2008 sehr spannende trockene Silvaner und Rieslinge gemacht, die ganz anders als Papis Weine schmecken. +++ Sie bestechen eher durch Fülle und Würze, seine Weine (wie immer) durch strahlende Frische und betont mineralischen Nachklang. +++ Auf Sandra Sauers Weine müssen wir einige Monate warten, auf meinen eignen Wein noch viel länger.