Weintelegramm 76

Es kommt mir vor wie ein Wunder. +++ Gestern habe ich zusammen mit meinem Freund Helmut Reh aus Regensburg die Arbeit in „meinem“ Weinberg im fränkischen Taubertal abgeschlossen; jetzt bleibt nur noch die Lese! +++ Als ich am 31. Januar bei minus 2 Grad Celsius an dem 68% steilen Hang mit dem Rebschnitt begann, habe ich nicht so richtig geglaubt, dass ich es als Anfänger so weit bringen würde. +++ Gestern haben Helmut und ich bei 32°C mit der großen Laubschere „gegipfelt“ bzw. die Triebspitzen abgeschnitten, um den Reben zu signalisieren, dass sie jetzt Zucker und Aromastoffe in die Trauben einlagern sollen. +++Außerdem leider notwendig: die Entfernung von mit Peronospera (Fachbegriff für falschen Mehltau) infiziertem Laub. +++ Dazu kam ein „Fine Tuning“, das heißt wir haben dafür gesorgt, dass jede der Müller-Thurgau-Trauben frei und locker hängt, ohne der Sonne ausgeliefert zu sein. +++ Ziel ist dabei, die Gefahr von Botrytis (Fachbegriff für Graufäule/Edelfäule) möglichst weit herunterzuschrauben. +++ Edelfäule wäre positiv, wenn ich vorhätte, einen süßen Wein zu erzeugen, aber ich will unbedingt einen ganz trockenen Weißwein. +++ In den letzten Tagen ist auch der neue (überirdische) Keller vom Winzerhof Stahl in Auernhofen/Franken fast fertig geworden, bei dem ich mit meinem Weinbauexperiment untergekommen bin. +++ Mit welcher Geschwindigkeit Christian Stahl den Bau seines „Stahlwerks“ vorangetrieben hat, erscheint mir auch wie ein Wunder. +++ In vielleicht schon fünf Wochen werde ich dort meine Trauben keltern, und die nächste Phase des Experiments wird anlaufen. +++ Beim Abendessen in der Vinothek des Hotel Viktoria in Bad Mergentheim (tolles Kotelett vom schwäbisch-hällischen Schwein!) gab es gestern noch ein Wunder. +++ Horst Sauer vom gleichnamigen Weingut in Escherndorf/Franken – Leitfigur des Aufschwungs im Weinanbaugebiet Franken – hat angeboten, mir bei der Lese zu helfen ! +++ Lieber Telegramm-Empfänger, ich wünsche Ihnen das Gleiche positive Karma, das mich die letzten Tage beim Arbeiten und Saufen begleitet hat, und das in uneingeschränkter Menge!

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