„DIE NACHTIGAL IST DER ÜRZ-WÜRZ DER VÖGEL!“, schwärmte eine geistreiche Berliner Freundin meiner Frau neulich, nachdem wir mit ihr eine Flasche Riesling Spätlese aus der berühmten Mosel-Spitzenlage Ürziger Würzgarten leerten. +++ Wir waren nicht nur fassungslos wegen ihrer ungewöhnliche Formulierung, sondern viel mehr wegen ihrer Begeisterung, denn eigentlich trinkt sie nur schwere Rotweine und Champagner. +++ Ich hätte mich nie getraut, einen süßen Weißwein mitzubringen, aber unser Freund, der Berliner Gastronom Roy Metzdorf, hat es einfach getan. +++ Gestern Abend musste ich bei dem „Last Chance Wine Forum“ im Weingut Mönchhof/Ürzig daran denken, weil wir uns versammelten, um gegen die Vernichtung dieses Abschnitts der Mosel zu demonstrieren. +++ Grund ist der Moselhochübergang, eine gigantische (160 Meter hohe und 1,7 Kilometer lange) Betonbrücke, die das Moseltal an ihrer breitesten Stelle zwischen Zeltingen-Rachtig und Ürzig überqueren soll. +++ Dazu kommt eine Zubringerstraße oberhalb von Zeltingen, Wehlen und Graach, die vermutlich den Trockenstress in den Spitzenlagen dieser Gemeinden erheblich steigern wird (parallel zur Klimaerwärmung!). +++ Die Planung dieses Landschaft, Ökologie, Weinbau und Tourismus verachtenden Stück Gigantismus geht zurück auf die 1970er-Jahre, und auch optisch ist es ein katastrophaler Rückfall in dieser ferne Zeit. +++ Offensichtlich haben Politiker und Straßenbauer seitdem nichts gelernt, aber dass ist keine Ausrede für NACHTIGALMORD! +++ Nicht nur bedroht dieses Politikerdenkmal den Qualitätsweinbau an der Mosel, sondern auch den wirtschaftlichen Aufschwung des Gebiets, der sich dank des steigernden Wein-, Wander-, Rad- und Kultur-Tourismus eingestellt hat. +++ Das Schlimmste ist, wie Hugh Johnson in seiner Rede sagte, dass es nicht annährend genug Verkehr gibt, um diesen schon begonnenen Bau zu rechtfertigen! +++ Die Brücke ist wirtschaftlicher Unsinn und damit ein Horror-Beispiel von Schein-Infrastruktur! +++ Um es durchzuboxen, haben die Politiker den Moselaner ein Märchen von der Anbindung an die Welt (vor allem an die wohlhabenden Benelux-Staaten) erzählt. +++ Mit der passive Unterstützung einer zahmen regionalen Presse haben die rheinlandpfälzischen Politiker diese Sache bisher weitgehend von den überregionalen Medien ferngehalten. +++ Jetzt im allerletzten Moment erfährt die Welt, was für ein monumentaler Schwachsinn hier vor sich geht. +++ Nochmals sage ich es laut und deutlich: „Shame on you Mr. Beck!“