Dem großen Gott des Weins sei Dank: Mein lange Kampf im steilen Weinberg ist erfolgreich abgeschlossen! +++ Die Müller-Thurgau-Trauben aus meinen zehn Rebzeilen in der Lage Tauberzeller Hasennestle im Taubertal wurden gestern gelesen und sind gerade hier beim Winzerhof Stahl in Auernhofen/Franken gekeltert worden. +++ Mit viel versprechendem Ergebnis! +++ Gestern, als ich kurz vor 11 Uhr mit meiner verrückten Lesemannschaft am Fuß des Weinbergs ankam, war ich sofort vom Anblick der weitgehend goldgelben Trauben begeistert. +++ Auch die meisten Botrytis-Beeren (vielleicht ein Drittel der Gesamtmenge) sahen gut aus, aber schnell fand Niko, ein guter Freund aus meinem Weinbau-Studium an der FH Geisenheim/Rheingau, einige Trauben mit Essigfäule. +++ Selbstverständlich entschied ich, streng selektiv zu lesen, um die gesunden und (hoffentlich) edelfaulen Trauben getrennt zu keltern, aber es hat verdammt viel Arbeit gekostet. +++ Sechs Stunden lang kämpften wir den 68% steilen Hang hoch und runter mit nur einer kurzen Verschnauf- und Mittagspause. +++ Einige Journalisten erschienen und beobachteten unsere mühsame Arbeit; Fabian und Cornelius Lange haben auch geholfen (herzlichen Dank!) +++ Ein wenig baff und ziemlich geschafft blickte ich um 17 Uhr auf den fertig gelesenen Weinberg und dachte an meine ersten Rebschnitt-Stunden am 31. Januar. +++ Jetzt hat „Witterung“ eine ganz andere Bedeutung für mich! +++ Eine halbe Stunde später haben wir die Trauben vor Christian Stahls nagelneuem Keller, das „Stahlwerk“, entrappt (Fachbegriff für mechanische Entfernung der Traubenstile) und angequetscht, um die Extraktion von Aromastoffen aus der Beerenhaut zu fördern. +++ Die gesunden Trauben, die mit Abstand größere Menge, hatten ein Mostgewicht von 92 Grad Oechsle; die faulen Trauben 125 Grad Oechsle. +++ Nach 15 Stunden Maischerstandzeit (Fachbegriff für Mazeration von den verarbeiteten Trauben) kamen die zwei Partien heute früh eine nach der anderen auf die Kelter. +++ Zu meinem Erstaunen roch und schmeckte der Most aus den faulen Trauben rein nach Edelfäule, ohne jegliche Spur von Muff oder Essig. +++ Wenn er nach der Klärung durch Absetzenlassen weiter überzeugt, dann kommt er zum Hauptmost dazu und das ganze geht mit rund 100 Grad Oechsle in die Gärung. +++ Dafür hole ich einen Gäransatz (Fachbegriff für einige Liter kräftig gärenden Most) vom Weingut Luckert in Sulzfeld/Franken. +++ Dann wird die Hefe langsam süßen Traubensaft in herben Wein verwandeln. +++ Mehr darüber bald, aber zuerst einen großen Dank an Anja und Vuk aus Berlin, Niko und Gwen aus Rheinhessen, Katharina aus Mainz und Helmut aus Regensburg. +++ Ihr werdet die ersten sein, die (vielleicht im Februar) den Wein verkosten werden!