Wine of the Month / September 2010

2009 Riesling „Scivaro“

8,- ab Hof

The Germans have long had a tendency towards absolutism and the nation’s wine freaks are becoming fixated upon the „Großes Gewächs“ wines, the new luxury category of dry German wines from the members of the VDP association. For them any wine that is less than transcendental seems worthless. This attitude is obscuring the fact that many moderately-priced German wines have great harmony, lots of character and good ageing potential. Such a wine is ex-newspaper editor Dr. Jochen Siemens’ almost dry 2009 Riesling „Scivaro“.

Aus dem Großes-Gewächs-Kult droht ein Großes-Gewächs-Wahnsinn zu werden. Heutzutage wollen die Weinfreaks der Republik nicht nur gute und charaktervolle Weine, die Freude machen, sondern sie verlangen bedeutungsschwangere große Weine als Gegenstand ikonenhafter Bewunderung. Die Großen Gewächse der VDP-Güter sowie Weine anderer Betriebe, die nach den gleichen Prinzipien in Weinberg und Keller arbeiten, spielen diese Rolle bestens und sind schon längst zum Fokus eines Kults geworden.

Manche dieser Weine sind tatsächlich grandios und ds Risiko einer wirklichen Enttäuschung hier inzwischen tatsächlich gering. Das ist wunderbar, aber manche in der Weinszene verlieren schnell an Bodenhaftung, wie folgendes Beispiel eines der führenden Weinhändler der Republik veranschaulicht: „Elementare Urgewalt trifft auf aristokratische Finesse…diese grandiose Hymne an die Transzendenz und Komplexität großer deutscher Rieslinge…“ Wir nähern uns einer Situation, in der ein Wein ohne Transendenz von vielen Insidern für völlig bedeutungslos gehalten wird.

Dann trinke ich ein Wein wie Dr. Jochen Siemens 2009 Riesling „Scivaro“ und atme wieder auf, schöpfe wieder Hoffnung. Mit 11% Alkoholgehalt und unvergorener Traubensüße, die gerade über dem gesetzlichen Maximum liegt, um sich „trocken“ auf dem Etikett zu qualifizieren, ist dies ein Riesling, der zum Trinken einlädt und die Konversation fördert. Noch ein wenig „wild“ in der Nase (von der Gärhefe geprägt) paart er jedoch schon jetzt sehr ansprechende Saftigkeit mit zartherber Kraft, die sich im Finale deutlich zeigt; hell und dunkel sind in diesem kleinen Meisterwerk bestens balanciert.

Und wer diesen Wein zu bedeutungsarm findet, dem sei der wesentlich kräftigere und würzigere 2009 Riesling „T“ aus der Lage Herrenberg von Dr. Siemens für 14 Euro ab Hof empfohlen. Aber auch er macht Spaß statt an Wagner-Opern zu erinnern!

Weingut Dr. Siemens

Römerstraße 63

54455 Serrig/Saar

Tel.: 06581 / 9 20 09 92

E-Mail: weingut@dr-siemens.de

Internet: www.dr-siemens.de

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Wein des Monats September 2010

2009 Riesling „Scivaro“

8,- ab Hof

The Germans have long had a tendency towards absolutism and the nation’s wine freaks are becoming fixated upon the „Großes Gewächs“ wines, the new luxury category of dry German wines from the members of the VDP association. For them any wine that is less than transcendental seems worthless. This attitude is obscuring the fact that many moderately-priced German wines have great harmony, lots of character and good ageing potential. Such a wine is ex-newspaper editor Dr. Jochen Siemens’ almost dry 2009 Riesling „Scivaro“.

Aus dem Großes-Gewächs-Kult droht ein Großes-Gewächs-Wahnsinn zu werden. Heutzutage wollen die Weinfreaks der Republik nicht nur gute und charaktervolle Weine, die Freude machen, sondern sie verlangen bedeutungsschwangere große Weine als Gegenstand ikonenhafter Bewunderung. Die Großen Gewächse der VDP-Güter sowie Weine anderer Betriebe, die nach den gleichen Prinzipien in Weinberg und Keller arbeiten, spielen diese Rolle bestens und sind schon längst zum Fokus eines Kults geworden.

Manche dieser Weine sind tatsächlich grandios und ds Risiko einer wirklichen Enttäuschung hier inzwischen tatsächlich gering. Das ist wunderbar, aber manche in der Weinszene verlieren schnell an Bodenhaftung, wie folgendes Beispiel eines der führenden Weinhändler der Republik veranschaulicht: „Elementare Urgewalt trifft auf aristokratische Finesse…diese grandiose Hymne an die Transzendenz und Komplexität großer deutscher Rieslinge…“ Wir nähern uns einer Situation, in der ein Wein ohne Transendenz von vielen Insidern für völlig bedeutungslos gehalten wird.

Dann trinke ich ein Wein wie Dr. Jochen Siemens 2009 Riesling „Scivaro“ und atme wieder auf, schöpfe wieder Hoffnung. Mit 11% Alkoholgehalt und unvergorener Traubensüße, die gerade über dem gesetzlichen Maximum liegt, um sich „trocken“ auf dem Etikett zu qualifizieren, ist dies ein Riesling, der zum Trinken einlädt und die Konversation fördert. Noch ein wenig „wild“ in der Nase (von der Gärhefe geprägt) paart er jedoch schon jetzt sehr ansprechende Saftigkeit mit zartherber Kraft, die sich im Finale deutlich zeigt; hell und dunkel sind in diesem kleinen Meisterwerk bestens balanciert.

Und wer diesen Wein zu bedeutungsarm findet, dem sei der wesentlich kräftigere und würzigere 2009 Riesling „T“ aus der Lage Herrenberg von Dr. Siemens für 14 Euro ab Hof empfohlen. Aber auch er macht Spaß statt an Wagner-Opern zu erinnern!

Weingut Dr. Siemens

Römerstraße 63

54455 Serrig/Saar

Tel.: 06581 / 9 20 09 92

E-Mail: weingut@dr-siemens.de

Internet: www.dr-siemens.de

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Großes Gewächs: zu mineralisch?

nach 17 Drehtage in Folge für die Bayerische Rundfunk TV-Serie WEINWUNDER DEUTSCHALND trudelte ich am Montag wie ein abkratzender Flieger bei der VDP „Großes Gewächs“ (GG) Präsentation in Berlin ein +++ eine Riesen-Terroir-Story wird um diese Weinen gesponnen, von der ein guter Teil stimmt und ein Teil nur Märchen ist, aber das ändert nichts an dem Umstand, dass es sich um die neue Luxusklasse des trockenen deutschen Weins handelt +++ fast alle Weine, die ich gerne kaufen würde, kosten mindestens 30 Euro ab Hof und manche liegen knapp unter 50 Euro +++ weil die weißen GGs erst ab dem 1. September auf den Markt kommen, war es meine erste Chance, diese Weine intensiv zu kosten +++ leider habe ich aber immer noch keinen umfassenden Überblick, weil es 414 weiße GGs aus 2009 gibt und ich wegen zahlreicher Unterbrechungen am Montag nur 76 davon geschafft habe+++

after 17 consecutive days filming a TV series called WINE WONDER GERMANY for Bavarian Broadcasting I felt like I crash landed into the presentation of the „Große Gewächse“ (GGs) by the VDP producers association on Monday in Berlin +++ a huge Terroir Story is spun around many of these wines, much, but not all of it, true, but the fact is the GGs are also the new luxury class of dry German wines +++ almost all the wines I’d be interested to buy cost over 30 Euros per bottle direct from the producer, and some are close to 50 Euros +++ the fact that the whites come on to the market from the 1st September the year after harvest meant this was my first chance to seriously taste the 2009 white GGs +++ don’t think I have a complete overview though, because there are 414 white GGs from 2009 and in four hours I managed to taste just 76, due to many interruptions +++

in meiner letzten Kolumne in der FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG (12. September) habe ich analysiert, wie es eine Schule selbstbewusster Monster GGs gibt und eine zweite Schule, bei der die Weine bewusst elegant gehalten werden +++ aber es gibt noch eine andere wichtige Frage, auf der ich die ganze Woche herum gekaut habe: sind manche GGs einfach zu mineralisch, um richtig harmonisch zu sein ? +++ Hanno Zilliken von Weingut Zilliken in Saarburg/Saar hat mich auf vor einem Jahrzehnt darauf hingewiesen +++ er sagte von seinen eigenen trockenen Rieslingen, „die Säure ist nicht das Problem, weil die heute gar nicht mehr so hoch ist. Nein, die Weine sind einfach zu mineralisch !“ +++ er meinte, bei seinen trockenen Rieslingen würde dieser Geschmack „nackt“ und etwas unharmonisch wirken, während er bei den süßen Weinen durch die natürliche Traubensüße balanciert wird +++

in my last column for the FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGS ZEITUNG (12. September) I analysed how there is a school of self-confident Monster „GGs“ and another of self-consciously elegant ones, and to my taste the latter are more enticing +++ however there’s another important question I’ve been chewing over since then: are some GGs too minerally to taste harmonious ? +++ Hanno Zilliken of Weingut Zilliken in Saarburg/Saar awakened me to this question a decade ago +++ refering to his own dry wines he said, „it’s not the acidity which is the problem, because it’s no longer too high, instead they are too minerally“ +++ what he meant was that in his wines with natural grape sweetness this balanced the mineral character, whilst in his dry wines it was „naked“ and therefore dominant +++

das ging mir durch den Kopf, als ich die Weine von Tim Fröhlich von Weingut Schäfer-Fröhlich verkostete +++ ich habe ziemlich gestaunt, weil sie hyper-mineralisch sind, der Felseneck vielleicht der mineralischste Wein, den ich je erlebte +++ betonte Säure und salzig-mineralische Komponenten verbinden sich zu einem dominanten und extrem fordernden Geschmack; eine Kommando-Übung für den Gaumen ! +++ gegen gewagte Weine und mineralische Weine bin ich keinesfalls, aber es stellt sich durchaus die Frage, ob Tim Fröhlich das GG Terroir-Ideal vom mineralischen Wein nicht einfach zu weit und auf Kosten der Harmonie getrieben hat +++ oder sind die Weine nur viel zu jung und ich zu engstirnig ? +++ ich kenne das Problem überzogener Inhaltskonzentration von meiner eigenen Arbeit: möglicherweise war das das „Problem“ mit meinen letzten Büchern, WILDER WEIN und WEIN WEIT WEG +++

all this went through my mind as I tasted the 2009 GGs from Tim Fröhlich of Weingut Schäfer-Fröhlich in Bockenau/Nahe +++ they’re all hyper-minerally, the Felseneck perhaps the most minerally wine I ever tasted, therefore unquestionably extraordinary +++ at least in the here and now that makes them dominating and demanding; a commando exercise for the palate ! +++ I’m certainly not against daring wines or minerally wines, but the question is whether Tim Fröhlich hasn’t pushed the GG Terroir Ideal of minerally wine too far at the cost of these wines’ harmony +++ or are they wines simply far too young and I far too narrow-minded ? +++ I’m familiar with the problem of excessive concentration of content from my own work: this might have been the „problem“ with my books WILD WINE WORLD and WINE FAR AWAY (sadly only available in German) +++

am Montag habe ich die Frühlingsplätzchen und Halenberg Ggs von Weingut Emrich-Schönleber in Monzingen und der Hermannshöhle GG von Weingut Dönnhoff in Oberhausen bestellt, auch über der Kauf von GGs von weitere Nahe-Weingüter ernsthaft nachgedacht +++ diese Weine sind auch sehr mineralisch, konzentriert und eigenständig aber sie bieten (trotz ihre Jugendlichkeit) ein Genuss an

on Monday I bought the Frühlingsplätzchen and Halenberg GGs from Weingut Emrich-Schönleber in Monzingen and the Hermannshöhle GG from Weingut Dönnhoff in Oberhausen, and seriously considered purchasing GGs from other Nahe producers +++ these wines are also very minerally, concentrated and original, but (in spite of their youth) they give pleasure

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Großes Gewächs: Too Minerally?

nach 17 Drehtage in Folge für die Bayerische Rundfunk TV-Serie WEINWUNDER DEUTSCHALND trudelte ich am Montag wie ein abkratzender Flieger bei der VDP „Großes Gewächs“ (GG) Präsentation in Berlin ein +++ eine Riesen-Terroir-Story wird um diese Weinen gesponnen, von der ein guter Teil stimmt und ein Teil nur Märchen ist, aber das ändert nichts an dem Umstand, dass es sich um die neue Luxusklasse des trockenen deutschen Weins handelt +++ fast alle Weine, die ich gerne kaufen würde, kosten mindestens 30 Euro ab Hof und manche liegen knapp unter 50 Euro +++ weil die weißen GGs erst ab dem 1. September auf den Markt kommen, war es meine erste Chance, diese Weine intensiv zu kosten +++ leider habe ich aber immer noch keinen umfassenden Überblick, weil es 414 weiße GGs aus 2009 gibt und ich wegen zahlreicher Unterbrechungen am Montag nur 76 davon geschafft habe+++

after 17 consecutive days filming a TV series called WINE WONDER GERMANY for Bavarian Broadcasting I felt like I crash landed into the presentation of the „Große Gewächse“ (GGs) by the VDP producers association on Monday in Berlin +++ a huge Terroir Story is spun around many of these wines, much, but not all of it, true, but the fact is the GGs are also the new luxury class of dry German wines +++ almost all the wines I’d be interested to buy cost over 30 Euros per bottle direct from the producer, and some are close to 50 Euros +++ the fact that the whites come on to the market from the 1st September the year after harvest meant this was my first chance to seriously taste the 2009 white GGs +++ don’t think I have a complete overview though, because there are 414 white GGs from 2009 and in four hours I managed to taste just 76, due to many interruptions +++

in meiner letzten Kolumne in der FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG (12. September) habe ich analysiert, wie es eine Schule selbstbewusster Monster GGs gibt und eine zweite Schule, bei der die Weine bewusst elegant gehalten werden +++ aber es gibt noch eine andere wichtige Frage, auf der ich die ganze Woche herum gekaut habe: sind manche GGs einfach zu mineralisch, um richtig harmonisch zu sein ? +++ Hanno Zilliken von Weingut Zilliken in Saarburg/Saar hat mich auf vor einem Jahrzehnt darauf hingewiesen +++ er sagte von seinen eigenen trockenen Rieslingen, „die Säure ist nicht das Problem, weil die heute gar nicht mehr so hoch ist. Nein, die Weine sind einfach zu mineralisch !“ +++ er meinte, bei seinen trockenen Rieslingen würde dieser Geschmack „nackt“ und etwas unharmonisch wirken, während er bei den süßen Weinen durch die natürliche Traubensüße balanciert wird +++

in my last column for the FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGS ZEITUNG (12. September) I analysed how there is a school of self-confident Monster „GGs“ and another of self-consciously elegant ones, and to my taste the latter are more enticing +++ however there’s another important question I’ve been chewing over since then: are some GGs too minerally to taste harmonious ? +++ Hanno Zilliken of Weingut Zilliken in Saarburg/Saar awakened me to this question a decade ago +++ refering to his own dry wines he said, „it’s not the acidity which is the problem, because it’s no longer too high, instead they are too minerally“ +++ what he meant was that in his wines with natural grape sweetness this balanced the mineral character, whilst in his dry wines it was „naked“ and therefore dominant +++

das ging mir durch den Kopf, als ich die Weine von Tim Fröhlich von Weingut Schäfer-Fröhlich verkostete +++ ich habe ziemlich gestaunt, weil sie hyper-mineralisch sind, der Felseneck vielleicht der mineralischste Wein, den ich je erlebte +++ betonte Säure und salzig-mineralische Komponenten verbinden sich zu einem dominanten und extrem fordernden Geschmack; eine Kommando-Übung für den Gaumen ! +++ gegen gewagte Weine und mineralische Weine bin ich keinesfalls, aber es stellt sich durchaus die Frage, ob Tim Fröhlich das GG Terroir-Ideal vom mineralischen Wein nicht einfach zu weit und auf Kosten der Harmonie getrieben hat +++ oder sind die Weine nur viel zu jung und ich zu engstirnig ? +++ ich kenne das Problem überzogener Inhaltskonzentration von meiner eigenen Arbeit: möglicherweise war das das „Problem“ mit meinen letzten Büchern, WILDER WEIN und WEIN WEIT WEG +++

all this went through my mind as I tasted the 2009 GGs from Tim Fröhlich of Weingut Schäfer-Fröhlich in Bockenau/Nahe +++ they’re all hyper-minerally, the Felseneck perhaps the most minerally wine I ever tasted, therefore unquestionably extraordinary +++ at least in the here and now that makes them dominating and demanding; a commando exercise for the palate ! +++ I’m certainly not against daring wines or minerally wines, but the question is whether Tim Fröhlich hasn’t pushed the GG Terroir Ideal of minerally wine too far at the cost of these wines’ harmony +++ or are they wines simply far too young and I far too narrow-minded ? +++ I’m familiar with the problem of excessive concentration of content from my own work: this might have been the „problem“ with my books WILD WINE WORLD and WINE FAR AWAY (sadly only available in German) +++

am Montag habe ich die Frühlingsplätzchen und Halenberg Ggs von Weingut Emrich-Schönleber in Monzingen und der Hermannshöhle GG von Weingut Dönnhoff in Oberhausen bestellt, auch über der Kauf von GGs von weitere Nahe-Weingüter ernsthaft nachgedacht +++ diese Weine sind auch sehr mineralisch, konzentriert und eigenständig aber sie bieten (trotz ihre Jugendlichkeit) ein Genuss an

on Monday I bought the Frühlingsplätzchen and Halenberg GGs from Weingut Emrich-Schönleber in Monzingen and the Hermannshöhle GG from Weingut Dönnhoff in Oberhausen, and seriously considered purchasing GGs from other Nahe producers +++ these wines are also very minerally, concentrated and original, but (in spite of their youth) they give pleasure

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Weintelegramm 31

Hans Ulrich Kesselring von Schloss Bachtobel in Thurgau/Schweiz ist gestorben. +++ Gerade sind wir zurück aus unserem England-Urlaub und haben in der Post diese traurige Nachricht gefunden: „Ein großartiger Mensch hat uns unerwartet verlassen“. +++ Dem können wir nur zustimmen.+++ Während der Recherche zu WEIN SPRICHT DEUTSCH habe ich eine Reihe beeindruckender Winzerpersönlichkeiten kennen gelernt. +++ Keiner von ihnen war so erstaunlich wie Hans Ulrich Kesselring. +++ Ein Mensch, dessen geistige Wurzeln eindeutig bis in die Aufklärung zurück reichten, der aber voll und ganz im Hier und Jetzt lebte. +++ Genauso sind seine Weine, aufrichtig und nobel, dabei direkt und packend; Gewächse, die schon bei der ersten Begegnung wie alte Freunde sind, gleichzeitig aber immer wieder neu überraschen. +++ Lieber Hans Ulrich, ich habe sehr viel von dir in sehr kurzer Zeit lernen können, dank deiner Stärken und trotz meiner Schwächen. +++ In unserem Buch sitzt du (als einziger Winzer) auf dem Traktor und blickst uns resolut und lebensfreudig entgegen. +++ Deine Botschaft: „Degustation und Labor schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich“ werde ich versuchen, mit deiner Konsequenz weiter zu leben. +++ Grüße & Danke Dein Stuart

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Wein Telegramm from America 3

Wine Telegramm from America 3

It was rum, not tea, which made Boston the craddle of the American War of Indepence / es war nicht Tee sondern Rum, der aus Boston/Massachutsettts die Wiege des amerikanischen Unabhängigkeitskrieg machte +++ I would never have seen the Phipps Street Burial Ground in Boston-Charlestown if Keith Arbour hadn’t insisted on showing us the city’s oldest graveyard / ich hätte den Phipps Street Friedhof in Boston-Charlestown nie gesehen, wenn Keith Arbour nicht darauf bestanden hätte+++ we had to climb over the gates to reach the grave-clothed hillock sandwiched between suburban housing, Bunker Hill College, the Schrafft’s candy factory and freeway 93 / wir mussten über den Zaun klettern um den grab-bedeckten Hügel zwischen Vorortshäusern, Bunker Hill College, Schrafft’s Bonbon-Fabrik und der Autobahn 93 zu erreichen +++ but after Keith said of Benjamin Franklin, „he sets the ideal which everyone in America thinks they live up to, but nobody does,“ I was willing to look at anything historical he thought would be interesting and it turned out to be the right decision / doch nachdem Keith über Benjamin Franklin sagte, „jeder Amerikaner glaubt diesem Ideal zu entsprechen, aber keiner tut es,“ war ich bereit, alles Historisches anzuschauen, das er für wichtig hielt, was sich als die richtige Entscheidung entpuppte +++ although Phipps Street was established in 1630 it wasn’t until the 1660s that gravestones started to be carved, since the colonists found life in New England much harder than they had expected, many crops failing, so gravestones were a luxury they didn’t have / obwohl Phipps Street 1630 gegründet wurde, datieren die ältesten Grabsteine aufgrund des harten Überlebenskampf in Neuengland (wie etwa die vielen Missernten) aus den1660ern, Grabsteine waren ein Luxus, den sie sich erst nach dreißig Jahren leisten konnten +++ about 1688 the distinctive style of dark slate gravestones carved with death’s heads, flowers and putti appeared which Keith wanted us to see; an early sign of cultural independence / um 1688 tauchen erstmals die mit Totenköpfen, Blumen und Putti verzierten Grabsteine aus dunklem Schiefer auf, die Keith uns zeigen wollte; ein frühes Zeichen kultureller Eigenständigkeit +++ already by then rum was being distilled in Boston from molasses imported from the French West Indies, but by the time the British government passed the Molasses Act in 1733 impossing a heavy duty on the import of molasses to New England from the French colonies, rum accounted for 80% of New England exports / schon zu dieser Zeit wurde Rum aus Melasse aus Französisch-Westindien in Boston destilliert, und als die britische Regierung 1733 das Molasse-Gesetz verabschiedete, stellte Rum 80% der Exporte Neuenglands dar +++ the law was never enforced and the number of Boston distilleries involved in the illegal business grew from eight in 1738 to 63 in 1750 with a correspondingly severe loss of respect for British law; first steps towards American independence +++ das Melasse-Gesetz wurde nie durchgesetzt, und die Anzahl von Destillerien in Boston, die am illegalen Rum-Geschäft beteiligt waren, stieg von acht in 1738 auf 63 in 1750, was zu einem entsprechenden heftigen Verlust an Respekt für britische Gesetze führte; erste Schritte in Richtung amerikanische Unabhängigkeit +++ a perfect example of how an alcoholic beverage can change the world / ein perfektes Beispiel dafür, wie ein alkoholisches Getränk die Welt verändern kann

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Wine Telegram

Wine Telegramm from America 2

“I didn’t know what the hell those brakes were for, I was just trying to find my song” and though it was a woman’s voice (at once gentle and strong) I immediately recognized the words of Jackson Browne’s song ’The Barricades of Heaven’ and raced across Main Street, Rapid City in South Daktoa to the Firehouse Brewing Company from whose outdoor stage the sound emanated / obwohl sie von einer (zugleich starken und sanften) weiblichen Stimme gesungen wurden, erkannte ich sofort die Worte von Jackson Brownes Lied “The Barricades of Heaven” und rannte über die Main Street, Rapid City/Süd-Dakota in die Firehouse Brewing Company, aus der der Sound kam +++ Roy Metzdorf, the boss of Berlin’s “Weinstein” Restaurant, my wife Ursula Heinzelmann and I had just eaten sensational buffalo filets at “The Corn Exchange” Restaurant just down the road, which seemed the perfect conclusion to our visit to Custer State Park that afternoon where we’d seen herds of buffalo in their natural habitat / Roy Metzdorf, Chef des Berliner Restaurants “Weinstein”, meine Frau und ich hatten gerade sensationelle Bisonfilets im Restaurant “The Corn Exchange” in der gleichen Straße gegessen, was der perfekte Abschluß unserer nachmittäglichen Tour durch den Custer State Park erschien, wo wir Bisonherden in ihrem natürlichen Lebensraum erlebt hatten+++ the only thing we missed at dinner was a bottle of “Wild Grape”, the red wine which Eldon Nygaard of Valiant Vineyards in Vermillion/South Dakota makes from wild grapes collected by the Sicangu Lakota (Sioux) Indians on the Rosebud Reservation / das einzige was beim Abendessen fehlte, war eine Flasche “Wild Grape”, der Rotwein aus wildwachsenen Trauben von der Rosebud Reservation der Sicangu Lakota (Sioux) Indianer +++ we stayed at the Firehouse until Marnie Cooke finished her set of cover versions and I bought one of her CDs of her own songs, but it wasn’t until a couple of days later in Traverse City/Michigan that I read the sleeve notes and discovered she is also Lakota; “Native American” is a much more complex category than we Europeans imagine / wir blieben im Firehouse, bis Marnie Cooke ihre letzte Cover Version gesungen hatte, dann kaufte ich eine CD mit ihren eigenen Liedern, las aber erst ein paar Tage später in Traverse City/Michigan den Text auf der CD-Hülle und stellte fest, dass sie Lakota ist; “Uramerikaner” ist eine weitaus komplexere Kategorie, als wir Europäer denken +++ we were in Traverse City in order to taste the new Rieslings from the Old Mission and Leelanau Peninsulas and the wines from Blackstar Farms, Chateau Grand Traverse, Left Foot Charley, Two Lads and Bowers Harbor Vineyard proved that this little-known corner can produce racy and minerally Rieslings / wir waren in Traverse City, um die neuen Rieslinge von den Old Mission- und Leelanau-Halbinseln zu kosten, und die Weine von Blackstar Farms, Chateau Grand Traverse, Left Foot Charley, Two Lads und Bowers Harbor Vineyard bewiesen, dass diese ziemlich unbekannte Ecke Amerikas beeindruckende rassig-mineralische Rieslinge erzeugen kann +++ I’m not sure that you can call them “Native American” yet, but to quote Wes Jackson they are certainly well on the path to becoming native to the place they grow / ich weiss nicht, ob man sie schon als “uramerikanisch” bezeichnen kann, aber um Wes Jackson zu zitieren, sind sie sicher auf dem richtigen Weg, um an ihrem Standort wahrhaft heimisch zu werden +++ with its fresh crop of pompous mansions that sprouted before the global financial crisis Traverse City was a stark contrast to the Rosebud Reservation where the sufferings of a defeated and cheated people were visible everywhere / mit seiner frischen “Ernte” pompöser Villen stellte Traverse Ciity einen gewaltigen Kontrast zur Rosebud Reservation dar, wo das Leid eines geschlagenen und abgezockten Volkes überall sichtbar war +++ I’m still chewing on those tough impressions from the empty heart of America whilst I work out what to tell you about our days in Boston and New York / während ich überlege, was ich über unsere Tage in New York und Boston erzählen soll, kaue ich noch auf diesen schwerverdaulichen Eindrücken aus dem leeren Herzen Amerikas +++ „better bring your own redemption when you come, to the barricades of heaven where I’m from“

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Wine of the Month

2009 Rheingau Riesling trocken

8,- von Weingut Eva Fricke

A lot of thin, acidic wine is sold under the name of the famous Rheingau region. At her mini wine estate Eva Fricke makes wines worthy of the region’s great reputation, even her „simple“ dry Rheingau Riesling being complex and racy. It is a rare example of excellent value for money in the region.

Weingut Eva Fricke

Suttonstraße 14

65399 Kiedrich/Rheingau

Tel.: 0179 / 7 35 32 12

E-Mail: eva@evafricke.com

Internet: www.evafricke.com

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Wein des Monats

2009 Rheingau Riesling trocken

8,- von Weingut Eva Fricke

Bisher kam der Rheingau beim Wein des Monats kaum vor, weil das Gebiet ein richtiges Talent dafür hat, einfache, säuerliche Weinchen zu übertriebenen Preisen anzubieten. „Aber der Rheingauer Riesling ist der beste Wein der Welt, oder ?“ fragte mich einmal eine wohlbetuchte „wichtige“ Frau aus Wiesbaden, was ziemlich gut erklärt, warum sich solche Weine noch halbwegs gut verkaufen. Ein bestimmtes lokalpatriotisches Publikum hat sich auf diesen Geschmack eingetrunken und an die Preise längst gewöhnt. Sie projizieren ihre Vorstellung der eigenen Wertigkeit auf ihre Lieblingsweine – Mensch und Wein gehören dann zum Besten dieser Welt.

Der 2009 Rheingau Riesling trocken ist der einfachste Wein des Mini-Weinguts von Eva Fricke, die tagsüber das 40 Hektar großes Spitzenweingut Leitz in Rüdesheim führt. Doch nichts an diesem Wein ist einfach. Schon der Duft nach Zitrone, Pfirsich und Maracuja mit zartem Hefeton ist vielschichtig, und im Geschmack ist er außergewöhnlich fein und elegant für einen Rheingauer Riesling dieser Preisklasse. Von Rhein-Main-Snobismus keine Spur.

Wer es wirklich wissen will und sich nicht vor den Kosten scheut, blecht 22 Euro für den 2009 Seligmacher Riesling von Eva Fricke. Der führt diese Weinstilistik zur Vollendung; ein großartiger und hochindividueller Rheingauer Wein.

Weingut Eva Fricke

Suttonstraße 14

65399 Kiedrich/Rheingau

Tel.: 0179 / 7 35 32 12

E-Mail: eva@evafricke.com

Internet: www.evafricke.com

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Die Geschichte des „Pigott-Weins“

On the 3rd of October 2008 I began a major and distinctly crazy project which reaches its fruition in Berlin on the 5th September this year at the Museum for Film & Television in the Postdamer Straße 2 / 10785 Berlin. You can call this „The Pigott Wine“ if you want to, but the final product was only ever one aspect of the whole for me. Principally it was about gaining experience.

Am 3. Oktober 2008 habe ich ein großes und gewagtes Projekt begonnen, das seine Vollendung am 5. September 2010 in Museum für Film & Fernsehen, Postdamer Straße 2 in 10???Berlin findet. Dieses Projekt kann man „Pigott-Wein“ nennen, aber das Endprodukt war für mich immer nur ein Aspekt des Ganzen. Vorwiegend ging es mir um den Erwerb von Wissen und das Sammeln von Erfahrungen.

Two years ago on the Day of Germany Unity (3rd October) I moved into a two-person shared student flat in Rüdesheim/Rheingau in order to begin two semesters of study as a guest student at the famous Geisenheim Wine School just a few days later. Unfortunately, I didn’t have the time for one of the three year BA course for which about a hundred people enroll each year. Fully half of them did not grow up in families who had anything to do with wine and I was amazed to find that at 49 years of age I wasn’t the oldest student. From early October 2008 until late June 2009 I visited as many lectures as possible concentrating upon winegrowing and things directly and indirectly related to it, such as agricultural meteorology. As far as I could, given that I returned to Berlin each weekend to see my wife, I also took part in student life, that is lived a double life.

Vor zwei Jahren bin ich am Tag der deutschen Einheit nach Rüdesheim/Rheingau in eine Zweier-WG gezogen, um wenige Tage später ein zwei Semester langes Studium als Gasthörer bei der FH für Weinbau in Geisenheim/Rheingau anzutreten, der berühmtesten Weinbauschule Deutschlands. Leider hatte ich nicht die Zeit für ein drei-jähriges Bachelor-Studium. Rund hundert Menschen beginnen solch ein Studium jedes Jahr, von denen etwa die Hälfte nicht aus einem Weinbaumilieu stammen. Mit Staunen stellte ich fest, dass ich mit 49 Jahren nicht der älteste Weinbaustudent war. Von Anfang Oktober 2008 bis Ende Juni 2009 besuchte ich so viele Vorlesungen wie möglich. Mein Schwerpunkt war Weinbau, also die Arbeit im Weinberg und alles direkt oder indirekt Tangierte (z.B. Agrarmeteorologie). Auch am studentischen Leben nahm ich teil, was aber durch die allwöchentliche Reise nach Berlin um das Wochenende mit meiner Frau zu verbringen – Stichwort Doppelleben – begrenzt war.

On the 31st January 2009 I began the other part of my project by begining to prune the vines in a small vineyard situated in the Hasennest site of Tauberzell in Franken. In order to test my newly aquired knowledge I decided upon a practical exercise in winegrowing, for what students in Geisenheim call a „Weinbauprojekt“. The goal of mine was to answer the question if it is possible to produce a wine of Großes Gewächs / Grand Cru quality from the humble Müller-Thurgau grape. To this end Christian Stahl of Winzerhof Stahl in Auernhofen/Franken lent me 0,1 hectare of 25 year old Müller-Thurgau vines in the Hasennest site and a small corner of his cellar. Thanks to the 68% inclination of the vineyard and the rocky limestone soil there tending the vines was physically very hard work. Just pruning the 400 vines took me 12 hours in sub-zero conditions. Rejecting the use of herbicides meant I had to control the weeds with a hoe, which was backbreaking. In total 200 man hours of work went into the cultivation of the 10 rows of vines up to and including harvest, of which 140 hours I did with my own hands.

Am 31. Januar 2009 begann die andere Seite meines Projekts mit dem ersten Tag Rebschnitt in der Weinbergslage Hasennest von Tauberzell/Franken. Als „Prüfung“ meines neu erworbenen Wissens hatte ich mich für eine praktische Übung in Weinerzeugung, bzw. ein Weinbauprojekt entschieden. Ziel war die Beantwortung der Frage, ob es möglich ist, einen Wein von Großes Gewächs / Grand Cru-Qualität aus der Allerwelts-Traubensorte Müller-Thurgau zu erzeugen. Zu diesem Zweck lieh mir Christian Stahl von Winzerhof Stahl in Auernhofen/Franken 0,1 Hektar, bestockt mit 25-jährigen Müller-Thurgau-Reben im Hasennest, sowie eine Ecke in seinem Weinkeller. Dank der 68% Steigung des Hangs und dem steinigen Muschelkalkboden war diese Arbeit körperlich sehr anstrengend. Alleine der Schnitt der 400 Reben dauert 12 bei Unter Null Grad. Mein Verzicht auf Herbizide zwang mich zur Unkrautbekämpfung mit der Hacke. Insgesamt wurden 200 Arbeitstsunden bis zum Abschluss der Lese am 30. September 2009 in die 10 Rebzeilen investiert, davon 140 Stunden als mein eigener Einsatz.

The grape must had 100° Oechsle. It was fermented, then the wine matured, in stainless steel until bottling under screw-cap on the 24th March 2010. The 264 bottles translate into a yield of 19.8 hectoliters per hectare. On the 5th September the wine will be presented to the professional wine world. Any money made from will be donated to WEIN HILFT (see www.weinhilft.de)

Der Most wog 100° Oechsle. Der ganz trockene Weißwein wurde von mir im Edelstahltank vinifiziert und am 24. März 2010 in 264 Flaschen mit Schraubverschluß gefüllt; ein Ertrag von 19,8 Hektoliter pro Hektar. Am 5. September 2010 wird er einem geladenen Fachpublikum präsentiert. Sämtliche Einnahmen gehen an WEIN HILFT (siehe www.weinhilft.de).

BY INVITATION ONLY / NUR MIT EINLADUNG.

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