Weintelegramm 27

Das „Riesling Rendezvous“ in Seattle war den fürchterlichen Jetlag wert +++ Es ist eines der wenigen spannenden Weinfestivals der Welt +++ Neben längst etablierten Sternen des Riesling-Himmels wie Pierre Trimbach aus Alsace und Egon Müller von der Saar standen dort viele ehrgeizige junge Riesling-Erzeuger wie Claudia und Mike Weersing von Pyramid Valley Vineyards in Marlborough/Neuseeland und Sean O’Keefe von Chateau Grand Traverse auf der Old Mission Peninsula in Michigan +++ Und ihre Weine konnten sich gegenüber deren Meisterwerken behaupten +++ Bei den Blindproben gab es große Überraschungen +++ Viele im Saal hielten z.B. den 2007 Riesling Reserve von Crawford River in Victoria/Australien für einen deutschen Klassiker von Nahe oder Mittelrhein +++ Genauso ging es uns beim 2007 Reserve von Mission Hill in Okanagen Valley/British Columbia, dessen Pfirsich- und Blütennoten mich stark an die Mosel erinnerten +++ Rasse und feines Süße-Säurespiel des 2007 Eroica von Dr. Loosen und Chateau Ste. Michelle (den Veranstaltern) war sehr schwer zu platzieren – „Wo verdammt noch mal sind wir jetzt auf Planet Riesling?“ – aber sehr überzeugend +++ Und davon gibt es weit über 300´000 Flaschen! +++ Bis jetzt hat mich nur selten ein süßer Riesling aus Australien überzeugt, aber der gerade abgefüllte 2008 FGR von Frogmore Creek/Tasmanien strahlt wie ein Sternengeburt +++ Damit hat der silberhaarige Andrew Hood nicht nur den ganzen Saal in Staunen versetzt, sondern auch die internationale Riesling-Winzerjugend übertrumpft +++ Beim Riesling gibt es keine Kluft mehr zwischen Weinen aus den angeblich „klassischen“ Gebieten in Europa und jenen aus der so genannten Neuen Welt in Übersee, außer vielleicht in unseren Köpfen.

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